europAMICI di ANGELO BRANDUARDI



Aus "Westdeutsche Allgemeine - Die Zeitung des Ruhrgebiets", 11. Februar 2006


Eine echte Ode an die Freude (Dortmund)
Angelo Branduardi wandelt auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi und zeigt die erstaunliche Aktualität der Themen, die über Jahrhunderte die gleichen geblieben sind. "Spirituell und leicht"

Der Abend beginnt mit einer Überraschung. "Ich bin der Minnesänger und reise durch Länder und Städte. Bevor ich weiterziehe, lasst mich singen." Angelo Branduardi als Geschichtenerzähler, der auch noch Deutsch spricht.

Natürlich darf man bei einem Konzert, das den "Laude" des Heiligen Franz von Assisi gewidmet ist, kein "Best of" erwarten. Aber was da auf der Konzerthaus-Bühne seinen Lauf nimmt, erinnert eher an ein Mysterienspiel mit viel Text. Das Publikum, darunter viele Italiener, reagiert zunächst erstaunt und verhalten. Branduardi erzählt mit drei Schauspielern und sechs Tänzerinnen die Geschichte des Heiligen Franz, Schutzpatron Italiens und Gründer des Franziskanerordens.

Nach Branduardi's Auftakt übernehmen die Schauspieler, erzählen Kapitel aus dem Leben des Heiligen. Dazwischen singt der Maestro, der morgen 56 Jahre alt wird: barfuß, in langem weißem Hemd und lockerer schwarzer Hose, mit ergrauter Löwenmähne. Mit seiner weichen Stimme, die doch so fesseln kann. Die Lieder stammen vom Album "L'infinitamente piccolo", in dem Branduardi schon 2003 Texte und Themen um Franziskus interpretiert hat. Ein Ausflug in Dantes "Göttliche Komödie", der Sonnengesang, Franz beim Sultan von Ägypten.

Es sind aktuelle Themen, man erkennt erstaunliche Analogien zwischen entfernten Epochen und Kulturen. Vielleicht, weil der Mensch gleich bleibt, auch über Jahrhunderte? Bosheit, Krieg, Ökologie, Friede, Solidarität. "Gewalt stirbt durch Gewaltlosigkeit." Der Funke springt über, der Beifall wird stärker.

Und ausdrucksstärker der Tanz. Da sind auch "echte" Franziskaner angetan: "Hier wird von wahrer Freude erzählt, einem Leitmotiv im Leben des Franziskus", sagt Bruder Frank (34) aus der Dortmunder Gemeinschaft. "Es ist spirituell und gleichzeitig leicht." Diese Botschaft, der Klang von Zimbeln, Flöten, Harfengitarren und Gong steigern sich zu einem Rausch, nach 90 Minuten applaudiert das Publikum im Stehen.

Und als Zugabe gibt es doch noch "La pulce d´acqua" und "Cogli la prima mela". Eine echte Ode an die Freude.

10.02.2006 von Dieter Jaeschke, www.waz.de Westdeutsche Allgemeine - Die Zeitung des Ruhrgebiets


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