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FUTURO ANTICO IV -
MASKEN UND TÄNZE IM ROLLENSPIEL
von Francesca Torelli
Jedes Jahr erwarten die Venezianer mit Aufregung den Anfang des Karnevals.
Gegenstand von Scherzen sind auch Verkleidungen unterschiedlicher Art, Tiermasken und komische Berufe. Wir haben ein Stück aus einer Sammlung mit
dem Titel „Festino della sera del giovedì grasso“ ausgewählt (Fest des Abends der Altweiberfastnacht), in welchem man die Verse der Tiere auf
groteske Art imitiert und ein Stück aus einer anderen Sammlung über einen falschen „Eierverkäufer“. Costul war der „Spassvogel“, eine verkleidete
Persönlichkeit, welche während des Karnevals mit Rosenwasser gefüllte Eier auf die spazierenden Damen warf.
Ein anderer Aspekt des Karnevals ist der Tanz: man tanzte und tanzt nicht nur in den Häusern und Palazzi sondern auch in den Gassen und auf den Plätzen.
Einer der in Venedig entstandenen Tänze ist die „Moresca“. Wir haben ein Beispiel dieses Kriegs- und Liebestanzes hinzugefügt, welcher oft mit dem Schwert
aufgeführt wurde.
Ein anderes Thema des Karnevals ist die Liebe, ob erlaubt oder nicht. Beispiele sind nicht nötig, man kann sich gut vorstellen, wie die Masken immer
Mittel gewesen sind zu Spielen, Missverständnissen und Beziehungen zwischen Personen, welche sonst keine Gelegenheit gehabt hätten, um Kontakte zu
knüpfen.
Für alle gilt das Beispiel von Adriano Willaert, Kappellmeister von San Marco (welches zu jener Zeit das höchste musikalische Amt im religiösen Bereich
in Venedig war), der mit Erfolg auch die volkstümlichen und zügellosen Villanesche komponierte. Wir wollten eine musikalische Anthologie wie ein
„venezianisches Mosaik“ mit sehr unterhaltsamen Stücken präsentieren.
ENSEMBLE SCINTILLE DI MUSICA
Das Ensemble „Scintille di Musica“ (Funken von Musik) wurde von Francesca Torelli (Professorin, Lehrstuhl für Laute am Konservatorium Giuseppe Verdi
von Mailand) im Jahre 2001 gegründet.
Futuro Antico IV – Venezia e il Carnevale
Gesang: Angelo Branduardi
Ensemble SCINTILLE DI MUSICA
So ist es mindestens seit dem Jahre 1094, in welchem dieses Fest zum ersten mal dokumentarisch erwähnt wird. Seit dem Ursprung bedeutet der
Karneval nicht nur Masken und Scherze, sondern auch die provisorische Abschaffung aller Hierarchien, Regeln und Tabus.
Während des Karnevals verwandelte sich die Inszenierung in das Leben selbst und für die Bevölkerung war es so, wie ein zweites Leben zu besitzen,
basierend auf den Prinzipien des Lachens und des Sich-Verwandelns.
Heute wie in der Vergangenheit begleitet die Musik jeden Moment der Feierlichkeiten des Karnevals.
Für diese Aufnahme haben wir Musik aus den Epochen der Renaissance und des Barock ausgewählt, den vielleicht lebhaftesten und blühendsten
Perioden der früheren venezianischen Kunst und Kultur.
Einige Stücke der Musik, welche wir ausgewählt haben, wurden speziell für die Feierlichkeiten des Karnevals komponiert, andere sind wegen ihres
Charakters oder Textes darauf zurückzuführen.
Im Bereich des Karnevals gibt es nicht nur die klassischen Masken, um komische Situationen zu kreieren: Um jemanden auf den Arm zu nehmen gibt
es auch ganze Kategorien von Personen, wie die „Alten“. Sie werden einige Stücke hören, welche die alten Herren ins Lächerliche ziehen, indem sie
über ihren sexuellen Appetit scherzen, oder über die klatschhaften und neidischen alten Damen.
Wir haben eine erste Gruppe von Musikstücken ausgewählt, welche das Thema der Liebe aus dem Blickwinkel des Traums und Verlangens gesehen, illustrieren.
Dann eine andere Gruppe von Stücken, welche die Kontraste der Liebe beschreiben: Zorn, Enttäuschung, Gespött, Leiden, Verherrlichung.
Die Musik wurde von venezianischen Autoren komponiert oder von solchen, welche in Venedig arbeiteten. Vertreten sind viele der musikalischen Formen
jener Zeit: Madrigale, Arien, Lieder, Villanesche, Villotte, Moresche, Viniziane.
Es ist kurios festzustellen, dass viele der Autoren, welche bedeutende Aufträge im Umfeld der kirchlichen Musik hatten und sich folglich gewöhnlich
der Komposition von Messen und Motetten widmeten, die gleichen waren, welche die leichtesten und augenzwinkerndsten Villanesche und Moresche
komponierten.
2002 wurde die CD „Mantova: die Musik am Hofe der Gonzaga“ für EMI classic mit der Stimme von Angelo Branduardi aufgenommen. Das dazugehörende Konzert
von Mantua wurde von RAI Radio Tre übertragen.
Die Mitglieder des Ensembles spielen historische Instrumente aus der Epoche und passend zu der gespielten Musik.
Der Name „Scintille di Musica“ bezieht sich auf den Titel einer musikalischen Abhandlung aus dem sechzehnten Jahrhundert.
Alle Musiker des Ensembles haben eine beträchtliche konzertistische und diskografische Laufbahn.
Orchesterleitung: Francesca Torelli
Francesca Torelli, Leitung, Laute, Tiorba, Barockgitarre und Gesang
Gianfranco Ricci, Diego Castelli, Barockgeigen
Luigi Lupo, Rossella Pozzer, Blockflöten
Stefano Vezzani, Bombarda, Blockflöte
Mauro Morini, Posaune
Cristiano Contadin, Viola
Luisa Baldassari, Spinett
Paolo Simonazzi, Drehleiher
Germano Cavazzoli, Perkussion